Pressemitteilung vom 15.10.2015

Die antike Region Thrakien, die sich über die modernen Länder Bulgarien, Griechenland und den europäischen Teil der Türkei erstreckte, zeichnet sich durch eine abwechslungsreiche Landschaft, eine ereignisvolle Geschichte und eine vielfältige Münzprägung aus.

Anlass für die Ausstellung im Bode-Museum ist die Bearbeitung der thrakischen Münzen im Besitz des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin. Sie ist verbunden mit der Veröffentlichung in einem sammlungsübergreifenden Internet-Portal, das im Rahmen eines DFG-Projektes gemeinsam mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften entwickelt wurde (www.corpus-nummorum.eu). In die Inhalte des Portals eingeflossen sind auch Ergebnisse eines Forschungsprojekts des Exzellenzclusters Topoi zu thrakischen Münzen; zudem haben Wissenschaftler des altertumswissenschaftlichen Forschungsverbunds zur Ausstellung wesentlich beigetragen.

Philippopolis, Bronze, 209-211 AD, Obverse: AVT K Π CE-ΠTI ΓETAC. Draped, armored bust of Geta with laurel wreath, facing right, Reverse: ΦIΛIΠΠOΠO/ΛEITΩN. Orpheus sits holding a lyre on a rock facing right, surrounded by a pig, a stork, a wolf, a duck, a dog, a marten, a lion and a hare. Berlin, Münzkabinett, IKMK 18200873.

Philippopolis (Plovdiv), Orpheus, 29 mm, 198-211 n. Chr. | Foto: Münzkabinett, R. Saczewski.

Ausstellung und Portal präsentieren thrakische Münzen von der Archaik bis in die römische Zeit (ca. 530 v. Chr.-268 n. Chr.), die von griechischen Koloniestädten, thrakischen Stämmen, lokalen Dynasten sowie römischen Provinzverwaltern herausgegeben wurden. Die Münzbilder geben einerseits Aufschluss über das Selbstverständnis der in dieser Region zusammenlebenden unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und andererseits über das Bild, das diese von sich durch ihre Münzen in andere Orte schickten. Damit können die Bildthemen der thrakischen Münzen nicht nur unser historisches Wissen über die Region vergrößern, sondern sie illustrieren teils auch deren topographische Gegebenheiten und vor allem die Formen ihrer eigenen Selbstdarstellung. Eine wichtige Rolle spielt auf den thrakischen Münzen die Darstellung von Figuren der griechisch-römischen Götterwelt und von Mythen, die die lokalen Bedürfnisse an Teilhabe an der griechisch-römischen Koiné reflektieren. Münzen erweisen

sich als gut auswertbares Medium zur Untersuchung von sozialen, ökonomischen und verwaltungstechnischen Veränderungsprozessen.

Mit der Web-Site www.corpus-nummorum.eu wird methodisches Neuland betreten. Es ist das erste Mal in der griechischen Numismatik, dass ein sammlungsübergreifendes Dokumentationssystem für eine Region der antiken Welt entwickelt wird. Es basiert auf dem Prinzip der open linked data und der Teilhabe von Numismatikern auf der ganzen Welt, die sich im semantischen Web bewegen.

Für die wissenschaftliche Numismatik zählt nicht die einzelne Münze, sondern das Prägesystem, und genau dieses wird im neuen Spezialportal zu Thrakien abgebildet. So entsteht ein Mehrwert an Information für die musealen Datenbanken, die ein ganzes Universum an objektbezogenen Informationen vieler Zeiten und Völker in heterogenen Objektgruppen zu erfassen haben. In der Sammlung des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin, dem größten und bedeutendsten Archiv alten Geldes in Deutschlands, befinden sich 540.000 Münzen und Medaillen, die die letzten 2.700 Jahre Menschheitsgeschichte spiegeln.

 

Thrakien 3.0. Münzprägung im Land des Orpheus
Ausstellung im Bode-Museum vom 16.10.2015 bis 30.3.2016
Eröffnung: 15. Oktober, 18 Uhr (gleichzeitig Pressetermin)
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr
Eintritt: 10 Euro, ermässigt 5 Euro

Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin
Prof. Dr. Bernhard Weisser
b.weisser@smb.spk-berlin.de
Tel.: 266 42 5401

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften / TOPOI
Dr. Ulrike Peter
peter@bbaw.de
Tel. 20 370 501

Pressebilder zur Ausstellung sind verfügbar unter www.smb.museum/presse

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