Der Vortrag sucht die Problematik der archäologisch erschlossenen und erschließbaren Überreste der Vergangenheit aus einem erkenntnis- und geschichtstheoretischen Blickwinkel zu behandeln. Pragmatische Aspekte ihrer Restaurierung, Konservierung und Lagerung werden im Einzelnen zwar nicht erörtert, bilden aber den Hintergrund unserer Ausführungen.
Wir möchten den “Dingen auf die Spur” kommen, indem wir zum einen die der Materiellen Kultur innewohnende Dimension der “Dingbedeutsamkeit” (K.-S. Kramer) untersuchen. Hierbei haben wir es im Wesentlichen mit der “auratischen” Sphäre von Sachgut zu tun. Es ist als Überrest aus einer mehr oder minder fernen Vergangenheit oder einem entsprechenden kulturellen Kontext als etwas “Fremdes” in unserer Kultur präsent. Die Aura archäologisch erschlossener Überreste etwa ist ein gutes Beispiel für die Faszination, die “alte” Dinge beim Betrachter auslösen.
Das Auratische ist aufs Engste mit Einfühlung und emotionaler Hinwendung zu den materiellen Überresten der Vergangenheit verknüpft. Aus idealtypischer Sicht stellt dies gewissermaßen den Gegenpol des von uns angestrebten Ziels dar: Uns geht es um die Aussagekraft des Materiellen als Medium wissenschaftlicher Erkenntnis. Wir möchten klären, wie eine auf das Materielle gegründete Erkenntnis strukturiert ist und wo ihre Möglichkeiten und Grenzen liegen.
Einer der bekanntesten und extremsten gegenwärtigen Vertreter einer um das Materielle errichteten Erkenntnistheorie ist Bruno Latour. Wir wollen daher in paradigmatischer Absicht einen kritischen Blick auf seine “Akteur-Netzwerk-Theorie” werfen. Dabei geht es uns nicht um Detailkritik. Vielmehr möchten wir die Frage beantworten, ob Dinge im sozialen Kontext tatsächlich als “Aktanten” fungieren oder fungieren können. Über die Analyse der “Sozialität” des Materiellen zielen wir auf eine Verknüpfung mit der oben erwähnten Hintergrundsproblematik der Restaurierung, Konservierung und Lagerung historischer Dinge. Zugleich werden wir damit auch die Frage im Untertitel beantworten.