In den letzten Jahren wurde die Archäologie mit dem wachsenden Interesse der benachbarten Disziplinen konfrontiert, die von der Erfahrung der Archäolog(inn)en im Umgang mit materieller Kultur lernen wollten. Um diesen neuen Anforderungen auch gerecht werden zu können, müssen wir uns der methodischen Herangehensweisen und erkenntnistheoretischen Potentiale unseres Fachs im Umgang mit den Dingen bewusst werden und unsere Analyseschritte auf eine Art und Weise definieren, die den interessierten Nachbardisziplinen die Möglichkeit zum Anschluss bietet. Aus diesem Grund ist es notwendig, den Practice Turn der Kultur- und Sozialwissenschaften auch in der Archäologie nachzuvollziehen (Stockhammer 2012) und zugleich einen neuen, eigenständigen, methodischen Ansatz zur Analyse von Mensch- Ding-Verflechtungen zu entwerfen, wie dies bereits Ian Hodder (2012) versucht hat.

In meinem Vortrag möchte ich mit vier entscheidenden Themenkomplexen unsere Herangehensweise an die Dinge beleuchten, nämlich die Objekte in ihrer Materialität, in ihrem archäologischen Kontext, in ihrer räumlichen Verbreitung und in ihrer Macht und Bedeutung in Relation zum Menschen. Eine Integration und Aneignung von Aspekten der Akteur-Netzwerk-Theorie Bruno Latours in unsere Methodologie wird uns ermöglichen, noch weiterführende Einblicke in die komplexen Mensch-Ding-Verflechtungen der Vergangenheit zu gewinnen. Latour vernachlässigt allerdings das transformative Potential von Objekten, das ich als die doppelte Wandelbarkeit der Dinge definieren und dann die Wirkungsmacht dieser Wandelbarkeit auf den Menschen beim Umgang mit den Dingen herausstellen möchte.

——————-

Hodder, I., Entangled. An archaeology of the relationships between humans and things (Malden 2012).

Stockhammer, P. W., Performing the Practice Turn in Archaeology, Transcultural Studies 1, 2012, 7–42.