Das Phänomen des “Frauenraubes” ist in der Alten Welt bereits seit Beginn der schriftlichen Überlieferung bekannt und war fest in den europäischen Kulturen verwurzelt. Doch handelte es sich um gelebte Praxis oder nur um ein beliebtes Motiv in der antiken Mythologie und Ikonografie? Schwerpunkt der Tagung ist eine interdisziplinäre Diskussion zur Nachweisbarkeit geraubter Frauen im Altertum. Dabei sollen verschiedene Aspekte von Raubehe, Entführung, Nötigung und Zwangsehe behandelt werden, in denen die Frau als “Objekt der Begierde” fungierte. Ist das von archäologischer Seite postulierte Phänomen der “fremden Frau” durch einen Mangel an heiratswilligen weiblichen Personen, durch exogame Heiratsregeln oder als Unterpfand bei Allianzbildungen zu erklären? Auf der Tagung werden archäologische und naturwissenschaftliche Daten, die Hinweise auf Translokationen liefern, vorgestellt und Deutungsmodellen gegenübergestellt, welche auf historisch überlieferten und mythologischen Beispielen beruhen.

Program

2.11.2018
18:00 - 20:00
Lena Vogeler
3.11.2018
09:00 - 09:30
Begrüßung und Einführung in die Thematik
Christin Keller
Katja Winger
09:30 - 12:00
SESSION ÄGYPTOLOGIE/ALTE GESCHICHTE
09:30 - 10:00
Fremde Frauen als Kriegsbeute im alten Ägypten
Uroš Matić
10:00 - 10:30
Kaffeepause
10:30 - 11:00
Die Frau in der Fremde
Ein Problemaufriss anhand der Theaterstücke des klassischen Athen
Angela Pabst
11:00 - 11:30
Chiomara – eine keltische Lucretia? Der Diskurs über weiblichen Widerstand in der griechisch-römischen Historiographie
Dorit Engster
11:30 - 12:00
Romanorum cupidines – Die Misshandlung der Ikenerinnen bei Tacitus in Ann. 14.31
Joselin Düsenberg
12:00 - 13:30
Mittagspause
13:30 - 15:00
SESSION MYTHOS UND IKONOGRAFIE
13:30 - 14:00
Verführung, Entführung und Raub von Frauen in griechischen Mythen
Hartmut Zinser
14:00 - 14:30
"Frauenraub“ auf stadtrömischen Sarkophagen
Aurelia Schwerdtfeger
14:30 - 15:00
Die Tänzerin in der Situlenkunst - Versuch einer Interpretation
Biba Teržan
15:00 - 15:30
Kaffeepause
15:30 - 18:30
SESSION VOR- UND FRÜHGESCHICHTE
15:30 - 16:00
Frauen – woher nehmen, wenn nicht stehlen? Initialisierung und Perpetuierung des Patriarchats
Gabriele Uhlmann
16:00 - 16:30
Violinbogenfibeln als Zeugnisse spätbronzezeitlichen Frauenraubs zwischen Donau- Balkan-Raum, Apenninhalbinsel und Ägäis
Sabine Pabst
16:30 - 17:00
Eine fremde Frau in Monkodonja? Archäologische, anthropologische und genetische Überlegungen zu der jungen Frau aus dem Steinkistengrab B
Kristina Mihovilic
Biba Teržan
Barbara Teßmann
17:00 - 17:30
Kaffeepause
17:30 - 18:00
Die Regularien rund um den Frauenraub in der Merowingerzeit: Ein Blick in das Leben im frühen Mittelalter
Frank Siegmund
18:00 - 18:30
Allein unter Barbaren? Szólád Grab 19 – Archäologie, Isotopie, Genetik
Daniel Winger
18:30 - 19:00
Abschlussdiskussion