Frauen in Burkas, oder leere Sitze? Im vergangenen Jahr sorgte ein eigentlich harmloses Foto für eine hochemotionale Debatte in den sozialen Netzwerken: Ein Bild, dass mehrere leere Bussitze zeigt, wurde von dem norwegischen Journalisten Johan Slåttavik auf einer nationalistischen Facebookseite gepostet. Dort wurde es fälschlicherweise als eine Gruppe in Burkas gekleideter Frauen interpretiert und befeuerte die Diskussion um ein mögliches Burka-Verbot. Dieser Vorfall zeigt auf verblüffende Weise, wie durch die Vorurteile der RezipientInnen eine Deutung in das Bild “hineingelesen” wurde, die bei einer objektiven Betrachtung des Fotos kaum denkbar wäre.
Nicht nur die gezielte Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch Bilder in den sozialen Medien wirft die Frage nach den Rahmenbedingungen von Rezeptionsprozessen auf. Diese geraten auch bei der Auseinandersetzung mit antiken Bildern zunehmend in das Blickfeld der Forschung. Allerdings trennt die archäologische Bildwissenschaft in der Regel zwischen produktions- und rezeptionsästhetischen Ansätzen: Entweder werden die Produzenten (Maler, Bildhauer, etc.) und deren Intentionen/Botschaften in den Blick genommen, oder es wird die Abhängigkeit der Bildrezeption von äußeren Faktoren untersucht, ohne produktionsästhetische Aspekte zu berücksichtigen.
Die geplante Tagung möchte zwischen beiden Polen vermitteln. Hierzu werden “mehrdeutige” Bilder diskutiert, d.h. solche Bilder, die unterschiedliche, voneinander abweichende Deutungen durch die RezipientInnen zulassen, zugleich aber nicht beliebig interpretierbar sind. Hierfür sollen zwei Theoriefelder herangezogen und ihre Übertragbarkeit auf antike Bilder kritisch reflektiert werden.
Die Tagung setzt sich zum Ziel, anhand der Rahmentheorien nach Fillmore/Busse/Ziem und dem Affordanz-Konzept nach Gibson/Knappett mögliche Mehrdeutigkeiten antiker Bilder zu untersuchen und zu diskutieren, unter welchen Bedingungen und zu welchem Zweck Mehrdeutigkeiten bei der Bildrezeption von Bedeutung sein können.
2.11.2018 | |
12:00 - 12:30 | Anmeldung |
12:30 - 13:00 | Einführung Elisabeth Günther geb. Löser |
13:00 - 18:30 | SEKTION 1: AFFORDANZEN VON OBJEKTEN UND BILDERN |
13:00 - 14:00 | Keynote-Lecture - Affordances in Archaeology: A Relational Perspective on Subjectivation Reinhard Bernbeck |
14:00 - 14:30 | Kaffeepause |
14:30 - 15:15 | Nikolaus Dietrich |
15:15 - 16:00 | Eine Neubewertung römischer Lampenbilder Matthias Grawehr |
16:00 - 16:30 | Kaffeepause |
16:30 - 17:15 | Andrew M. Riggsby |
17:15 - 18:00 | Martina Sauer |
18:00 - 18:30 | Diskussionrunde |
3.11.2018 | |
09:30 - 15:15 | SEKTION 2: DIVERGENTE LESARTEN UND IHRE RAHMEN (FRAMES) |
09:30 - 10:30 | Keynote-Lecture - Ambiguität als Herausforderung für die Literaturwissenschaft Ovids Metamorphosen oder 'Poetiken des Halben' Robert Kirstein |
10:30 - 11:15 | Daniel A. Werning |
11:15 - 11:30 | Kaffeepause |
11:30 - 12:15 | Class Semantics in Athenian Vase Painting Wolfgang Filser |
12:15 - 14:00 | Mittagspause |
14:00 - 14:45 | Überlegungen zu einem ambivalenten Bildmotiv auf spätschwarzfigurigen attischen Gefäßen Oliver Pilz |
14:45 - 15:15 | Diskussionsrunde |
15:15 - 16:00 | Kaffeepause |
16:00 - 17:45 | SEKTION 3: INTENTIONELLE MEHRDEUTIGKEITEN UND IHR SEMANTISCHES POTENZIAL |
16:00 - 17:00 | Keynote-Lecture - Bilder Rahmen: Perspektiven des Framing-Ansatzes zur Analyse von Bedeutung und Ambiguität visueller Kommunikation Stephanie Geise |
17:00 - 17:45 | Die Durchgangsreliefs am Trajansbogen von Benevent Burkhard Emme |
19:00 - 20:00 | Conference Dinner |
4.11.2018 | |
09:30 - 10:15 | Michaela Stark |
10:15 - 11:00 | Jacobus Bracker |
11:00 - 11:30 | Diskussionsrunde |
11:30 - 12:00 | Kaffeepause |
12:00 - 13:00 | Resümee/Abschlussdiskussion Johanna Fabricius |