Das im Norden des Moerissees gelegene Soknopaiu Nesos erlebte in der Kaiserzeit eine ungeahnte Blüte, die wesentlich auf den florierenden Kult- und Festbetrieb des Soknopaios-Heiligtums zurückzuführen war. Die antoninische Pest, der im Frühjahr 178 ein Drittel der Priesterschaft zum Opfer fiel, läutete gleich in zweifacher Hinsicht den Niedergang des Ortes ein: Zum einen war der Festbetrieb nicht mehr in derselben Weise aufrechtzuerhalten, zum anderen wurden auch die Besucherströme dezimiert. Vermutlich begann sich der Ort im Laufe der Zeit wieder zu erholen, doch sollten politische Entscheidungen der Jahrhundertwende – neben dem vom Präfekten Qu. Aemilius Saturninus verkündeten Verbot traditioneller Festrituale vor allem die Verleihung der Ratsverfassung an die Gauhauptstädte durch Kaiser Septimius Severus – die bisherige Lebensgrundlage zerstören. Der Wechsel des Priesters Aurelius Pakysis in die Gutsverwaltung erscheint insofern symptomatisch, der daher im Mittelpunkt der hiesigen Ausführungen stehen soll. An seinem Beispiel läßt sich besonders deutlich zeigen, welche Auswirkungen politische Maßnahmen entgegen den ursprünglichen Intentionen auch auf wirtschaftlichem Gebiet zu zeitigen vermögen.
Talk
Vom Priester zum Gutsverwalter. Aurelius Pakysis und die Krise von Soknopaiu Nesos
Andrea Jördens