Metaphern, Bilder und Gleichnisse bei Gregor von Nyssa und Johannes Chrysostomos

Christliche Theologen standen und stehen vor der fundamentalen Schwierigkeit, dass sich zentrale Glaubensinhalte kaum durch Worte darstellen und vermitteln lassen. Wie Gottes Natur beschaffen ist, wie sich Gott, Christus und Heiliger Geist zueinander verhalten oder wie das Leben im Jenseits aussehen wird, entzieht sich nicht allein sprachlicher Repräsentation, sondern auch der Erkenntnis durch den menschlichen Geist. Um den christlichen Gläubigen theologische und anthropologische Positionen zu vermitteln, bedienen sich christliche Texte seit den Evangelien zahlreicher Metaphern, Vergleiche, Bilder und Gleichnisse. Diese Strategie greifen auch die Kirchenväter der Spätantike auf, wenn sie die biblischen Schriften auslegen oder ihren Gemeinden die christliche Ethik auseinandersetzen. Die Seminarsitzungen werden sich exemplarisch mit zwei herausragenden Vertretern des griechischen Christentums befassen, Gregor von Nyssa und Johannes Chrysostomos. An ausgewählten Textpartien soll diskutiert werden, inwieweit sie über den Gebrauch von Metaphern reflektieren, wie sie biblische Metaphern auslegen und zu welchen Zwecken sie in ihren Traktaten und Predigten selbst Metaphern verwenden. Bei der Interpretation der Texte sollen zwei Ansätze miteinander verknüpft werden, zum einen derjenige der Rhetorik, mit dem Gregor und Johannes selbst tief vertraut waren, zum anderen der der Kognitiven Literaturwissenschaft. Damit sollen die Funktionen und Wirkungsweisen von Metaphern im Spiel zwischen Texten und Rezipienten beleuchtet werden. Eine große Rolle werden Metaphern des Raumes und der Alltagserfahrung spielen.

Die Vorträge finden im Rahmen des Seminars “Metaphern und Gleichnisse“, veranstaltet von Cilliers Breytenbach und Markus Egg, statt.

Program