Dieser Beitrag soll das Potential von Bildern für die Identitätsforschung beleuchten und zugleich das Konzept von Identität hinterfragen, das der Bildforschung zugrunde liegt oder zugrunde liegen sollte. Der Begriff der Identität ist in den letzten Jahren geradezu inflationär verwendet worden und scheint oft alles zu umfassen, was eine Person oder Personengruppe näher beschreiben und charakterisieren könnte. In diesem weiten Sinne verwendet, verliert er jedoch an heuristischer Kraft und gerät zur reinen Worthülse. Wo ein engerer Identitätsbegriff verwendet wird, geschieht dies zumeist in Anlehnung an die moderne soziologische und anthropologische Forschung im Sinne einer Selbstdefinition in Abgrenzung von anderen. Hier wird oftmals zu wenig darüber reflektiert, wie denn die Relevanz bestimmter kultureller Erscheinungen – hier von Bildern – für diese Selbstdefinition erwiesen werden könnte. Zwei Aspekte sollen im Zentrum meiner Überlegungen stehen: (1) Das methodologische Dilemma, das sich ergibt, wenn wir es mit vergangenen Kulturen zu tun haben, die wir nicht mehr befragen können. (2) Die Frage, ob die eingeschränkte Definition von Identität als Selbstdefinition im Falle historischer Forschung sinnvoll und praktikabel ist, und ob sie erweitert werden könnte, ohne Gefahr zu laufen, den Begriff völlig zu verwässern.
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Identität durch Bilder? Einige kritische Überlegungen
Prof. Dr. Barbara Borg