Analoges Denken in den Historischen Wissenschaften der Antike

Moderne Forscher unterscheiden oft zwischen analytischem Denken und analogem Denken. Während der analytische Denk- und Argumentationsstil einer disziplinären Systematik unterworfen ist und klaren prozeduralen Regeln folgt, kommt der analoge ohne solche aus. Analoges Denken findet daher in der Regel assoziativ und spontan statt. Der Schluss, dass analoges Denken “unwissenschaftlich” sei bzw. in wissenschaftlichen Diskursen keine Anwendung fände, wäre allerdings vorschnell und verkehrt. Etwa durch Konnotation oder spontane Transferleistung können komplexe Sachverhalte erschlossen bzw. in ihrer Komplexität reduziert werden. Ein (fehlerhafter) Fall von analogem Denken liegt etwa vor, wenn antike Geographen aus der Beobachtung, dass sowohl in Ägypten als auch in Indien Krokodile existieren, schlossen, die beiden Flüssen hingen physisch zusammen bzw. der Indus bilde den Oberlauf des Nils. In den antiken Wissenschaften scheint analoges Denken eine viel bedeutendere Rolle als in den modernen zu spielen. Die Gründe dafür sollen in dem Kolloquium diskutiert werden. Dazu werden Fachleute aus verschiedenen Disziplinen der Altertumswissenschaften einschlägige Texte vorstellen, interpretieren und die Ergebnisse mit den Teilnehmern diskutieren. Diese interdisziplinäre Veranstaltung kann in unterschiedlicher Weise belegt werden. Sie richtet sich in erster Linie an Studierende der Geschichtswissenschaften, aber auch an Interessierte affiner Studiengänge und überhaupt an alle, die an den Wissenschaften des Altertums interessiert sind.

Program

15.10.2013
18:15 - 19:45
Analogies and Analogisms: Would that do?
Geoffrey Lloyd
22.10.2013
18:15 - 19:45
Divine Weapons in Mesopotamia as Analogy
Strahil Panayatov
29.10.2013
18:15 - 19:45
Planimetrie und Vogelperspektive – Text und Bild in den gromatischen Schriften
Jens-Olaf Lindermann
5.11.2013
18:15 - 19:45
Metrology, Mathematics and Analogous Thinking in Mesopotamia
Grégory Chambon
12.11.2013
18:15 - 19:45
Thinking behind Babylonian Omens: Mentalistic, Mechanistic, or both?
Amar Annus
19.11.2013
18:15 - 19:45
Analoges Denken in den antiken Beschreibungen des Schwarzen Meeres
Anca Dan
26.11.2013
18:15 - 19:45
Zwischen orientalischem Handwerk und neu-platonischer Philosophie: Der Ursprung der europäischen Alchemie in Byzanz
Johannes Niehoff-Panagiotidis
3.12.2013
18:15 - 19:45
Ptolemy's use of non-empirical argumentation
Alexander Jones
10.12.2013
18:15 - 19:45
The Moon as an archetype in the development of Babylonian astronomy
John Steele
17.12.2013
18:15 - 19:45
Enoch Seminar
Florentina Badalanova Geller
9.1.2014
18:15 - 19:45
Analogy of narrative and diversity of transmission as a way of reconstructing early Islamic traditions
Pavel Pavlovitch
14.1.2014
18:15 - 19:45
Obskure Analogien in griechischen Wissenschaftstexten
Anna-Maria Kanthak
21.1.2014
18:15 - 19:45
Ancient theories of analogy in Arabic and later Hebrew scientific methodology
Lukas Mühletahler
28.1.2014
18:15 - 19:45
Mind, Brain, Firmament: Anatomical and Cosmological Analogies in Late Antique Gnosis and Mysticism
Adrian Pirtea
4.2.2014
18:15 - 19:45
Analogien und die Würde der Mathematik: Von Archimedes zu Kepler
Eberhard Knobloch
11.2.2014
18:15 - 19:45
Abschlussdiskussion